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am 21.12.2005 schrieben wir unseren Freunden:
 

Eigentlich wollten wir am 26.12. losfahren, zuerst einige Wochen in der Nähe von Nizza den Winter an der Cote dÁzur erleben, dann weiter nach Spanien wie in den Vorjahren. Eigentlich....... 

Ende November erschien bei unserem Tagblatt eine Anzeige "Haushälterin in Paris gesucht".

Für ein wohl vermögendes Ehepaar um die 60 (Wohnsitz bei Pont Neuf, Nähe Louvre, sagt wohl alles), der Mann hat Alzheimer, suchte die Schwester (die wohnt in unserer Stadt) zur Entlastung ihrer Schwester in Paris eine solche Haushaltshilfe/Gesellschafterin. Putzfrau und Fußpflegerin usw sei vorhanden. Wohnung würde gestellt. Heike hat sich daraufhin auf mein Zuraten beworben. Wir wollten einfach mal sehen, was uns das Schicksal da zuspielt. Die Madame hat sich aber nicht gemeldet. Da kam uns das Schicksal entgegen: Heike hatte in einem Geschäft in unserer Stadt etwas zur Reparatur abgegeben (mit Quittung auf ihren Namen) und als sie es abholen wollte, sagte die Inhaberin zu ihr "Sie haben sich doch beworben?" Ja, es war die Schwester der Madame aus Paris, sie hatte die Anzeige bei uns aufgegeben. Und so kamen wir wenigstens ins Gespräch, denn die Anzeige war ja als Chiffre aufgegeben, wir hätten nie wieder was gehört, ohne diesen Zufall, denn wir passten nicht in das eigentlich gewünschte Bild. Am Ende haben wir es erreicht, dass auch Manfred akzeptiert wurde (war ja nur eine Frau gesucht) und die Einliegerwohnung (Gebäude stammt aus 1642)  ist jedenfalls größer, als unser Womo :-)

Wir werden im Wesentlichen für Kost+Logis der Frau etwas helfen. Heike kann ihr französisch verbessern und für Manfred findet sich auch was sinnvolles :-)  Wie lange? Wir werden sehen, von der Pariserin aus, soll es möglichst länger sein. Wir arbeiten noch daran, dass wir unser Womo im Großraum Paris unterbringen und von dort aus kürzere Reisen unternehmen. Wenn nicht, die Strecke von ca. 650 km Paris- zur Heimat iist immer zu bewältigen. Ca. 13. Januar fahren wir also nun nach Paris. Wie es weitergeht? Wir sind offen für alles. Notfalls (z.B. wenn die Pariserin einen Rückzug machen sollte) sind wir wieder rasch zu Hause und machen unsere Spanientour wie geplant.

Ihr könnt euch vorstellen, dass wir aufgeregt sind wie Teenager vor dem ersten Date :-)

 

 

am 24.01.2006 schrieben wir:

ihr erinnert euch wahrscheinlich an unsere Weihnachtsemail, wo wir mitteilten, dass wir nicht nach Spanien, sondern nach Paris fahren werden. Heike antwortete auf die Anzeige in unserem Tagblatt "Haushälterin in Paris gesucht". Wir wollten für Kost+Logis etwas im Haus helfen. .

Nun, wir sind am 16.1. um 12.00 Uhr angekommen und sehr herzlich aufgenommen worden. Die Madame ist ein zartes Persönchen und der Alzheimerpatient ist sehr angenehm und soweit wir ihn bis jetzt kennen gelernt haben friedvoll, kann noch sehr viel alleine machen (Toilette, duschen usw). Alles in allem also ein sehr sympathisches Ehepaar, wir haben den Eindruck, das beruht auf Gegenseitigkeit. Madame sieht alles recht cool. Im Haus selber ist ein kommen und gehen, nichts ist innen abgeschlossen, die Türen sind auf (nur von außen ist alles mit Alarmanlage "dichtgemacht" ). Ganz oben unterm Dach wohnen 2 junge Frauen, Freunde der Familie, Nina 19 Jahre (studiert und hat hier ihr Quartier) und Sophie, Mitte 30, arbeitet für einige Zeit in einem Reisebüro . Renata ist die Putzfrau, die kommt jeden Tag für 5 Stunden ins Haus. Für uns ist kaum etwas zu tun. Haben die ersten beiden Tage viel zusammen verbracht und uns kennen gelernt. Ab 18.1. ist Madame mit Ihrem Mann nach Genf gereist und sie kommen erst am Mittwoch nächster Woche zurück. Wir haben Zeit, Paris kennen zu lernen. Freuen uns schon auf wärmeres Wetter auf der Dachterrasse mit tollem Blick auf Eiffelturm bei Nacht. Das Wohnmobil steht ca. 1 Std. Fahrtzeit nähe Versailles in einem kleinen Ort, gut untergebracht, in einem Innenhof. Die Familie hat dort noch ein Haus, in dem sie früher gewohnt haben. Z.Zt. wohnt ein Ehepaar mit zwei Kindern dort in einem Seitenflügel und verwaltet das Gebäude (sehr nette Leute), das leersteht und Madame und Uwe wohnen dort immer mal wieder "auf dem Land". Und evtl. fliegt das Paar Mitte Februar nach Florida zu Freunden, dann wären wir wieder alleine :-)   Jedenfalls kommt die Putzfrau auch, wenn Familie ausgeflogen ist, Madame sagt: "sie braucht das Geld", ja so ist das hier. Und dabei nicht großkotzig, sehr angenehmes Klima hier.

 

Fuhren mit Madame im Golf mit (der Smart steht in der winzigen Garage) mitten durch Paris, Madame fuhr als Linksabbiegerin gegen drei Fahrspuren an und gewann den Zweikampf mit unzähligen Taxis, und dabei das Handy am Ohr, ziemlich ungewohnt, diese extreme Nähe zu den anderen Autos :-)

 

Wir haben eine kleine schnuckelige Erdgeschoßwohnung (Herd, Kühlschrank usw) mit Blick auf die älteste Pariser Brücke (Pont Neuf), wir sind mitten auf der Insel und rechts und links von uns fließt die Seine. Fast von jedem Zimmer aus hat man den Blick auf Seine, Louvre, Kaufhaus Samaritaine (inzw. geschlossen wg. Brandschutzmängel, kommt wohl ein Hotel rein).

 

Kein Wort wurde darüber gesprochen, wie lange wir bleiben können/wollen. Wir warten ab und Madame wohl auch. Mal sehen, was passiert, wenn sie wieder im Hause sind. Auf jeden Fall haben wir vor, die nächsten Tage voll zu genießen. Wir fragen uns oft, zu was wir eigentlich hier sind (wir meinen damit: was können wir für die Familie tun).

 

Der Patient hat Bankkaufmann gelernt und sich selbst hochgeschafft aus kleinen Verhältnissen. Bei einer Bank in Deutschland hat er gelernt und nach einiger Zeit hat ihn die Bank gefragt, ob er eine Fondsabteilung einrichten möchte, er hatte die Wahl: New York, Paris, London. Er wählte Paris. Er muss also eine tolle Leistung vorher schon erbracht haben (war aber damals auch eine ganz andere Zeit). Dann lebten sie auf dem Landsitz nähe Versailles, den sie heute noch haben. Einige Zeit später hat er seine eigene Fondsverwaltungsfirma gegründet, dann sind sie nach Genf gezogen in eine 300qm Mietwohnung, wo heute noch der eine Sohn von ihnen lebt, er führt die Fa. seines Vaters weiter, ist Jurist. Der andere Sohn ist Fotograf, lebte in New york jetzt ebenfalls in Genf. Der Ernährer der Familie ist nun Alzheimerpatient, schlimmer Schicksalsschlag. Die Erkrankung schlägt in erster Linie auf die Sprache. In diesem Fall ist der Krankheitsverlauf eher langsam. Das Problem ist natürlich, dass er zum größten Teil nicht versteht, was man ihm sagt und man ihm beim Anziehen usw  behilflich sein muß. Beim Essen fällt auch einiges daneben. Aber sonst ist er ein friedlicher, freundlicher älterer Herr zum gern haben, der meist sympathisch lächelt.

 

Wir können täglich E-Mails abrufen; es wird noch daran gearbeitet, dass der  W-LAN-Zugang des Hauses auch für uns unten in unserer Wohnung funktioniert, dazu nochmals vielen Dank an Roland und Uli aus Graz. Ab heute funktioniert wenigstens der Zugang mit LAN-Kabel.

 

Hier in Paris waren anfangs 10° plus, im Moment eher 0°. Und Paris ist ziemlich teuer, das ist für uns nix neues, aber hier im 1. Arrondissement ist es besonders schlimm, es wohnen viele relativ reiche Leute hier, kaum Konkurrenz für Lebensmittelläden. Restaurants und Brasserien, Cafes usw gibt es unendlich, hier gleich in der Nähe ist die "Fressgasse", aber Einkaufsmöglichkeiten eher wenige, ist ja auch das Problem mit dem parken. Und sehr viele kleinere Hotels wo vornehmlich Amerikaner absteigen, die zahlen ohne nachzudenken. Ein Milchkaffee unter 4,30 Euro ist schon günstig. Dafür sparen wir ja die Unterkunft :-)

 

Wir hoffen, wir haben euch nicht gelangweilt mit unserem "Bericht", aber vielleicht ist es auch für euch interessant, was sich aus einer kleinen Anzeige in einem Käseblatt so entwickeln kann, wenn man die Chance nur nutzt. Allerdings mussten wir auch hartnäckig das Ziel verfolgen und uns nicht behindern lassen: zuerst hat der Mieter von Heike´s Haus beschlossen im April nach Kanada auszuwandern und dann hat auch noch die Fussbodenheizung seit kurzem einen großen Defekt, das Haus ist ja von unserem normalen Wohnort 650km entfernt, wir konnten das aber bis jetzt von hier aus managen auf Teufel komm raus.......

 

Jedenfalls hat sich unsere anfängliche Skepsis total gelegt, es ist einfach nur schön hier und wenn es erst noch etwas wärmer wird.... jaja der Frühling in Paris....      Und sollte es sich herausstellen, dass wir nicht "mehr" gebraucht werden, dann hatten wir wenigstens ein paar schöne Tage hier. Übrigens, bei den Hauptsehenswürdigkeiten bemerkten wir fast keinen Unterschied zur Hauptreisezeit, was die Zahl der Touristen angeht, in Japan dürfte nur noch eine Handvolle Einheimische leben zur Zeit  :-)

 

 

 
 
 
 
 



 
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