ihr
erinnert euch wahrscheinlich an unsere Weihnachtsemail, wo wir
mitteilten, dass wir nicht nach Spanien, sondern nach Paris fahren
werden. Heike antwortete auf die Anzeige in unserem Tagblatt
"Haushälterin in Paris gesucht". Wir wollten für
Kost+Logis
etwas im Haus helfen. .
Nun,
wir sind am 16.1. um 12.00 Uhr angekommen und sehr herzlich aufgenommen
worden. Die Madame ist ein zartes Persönchen und der
Alzheimerpatient ist sehr angenehm und soweit wir ihn bis jetzt kennen
gelernt haben friedvoll, kann noch sehr viel alleine machen (Toilette,
duschen usw). Alles in allem also ein sehr sympathisches Ehepaar, wir
haben den Eindruck, das beruht auf Gegenseitigkeit. Madame sieht alles
recht cool. Im Haus selber ist ein kommen und gehen, nichts ist innen
abgeschlossen, die Türen sind auf (nur von außen ist
alles
mit Alarmanlage "dichtgemacht" ). Ganz oben unterm Dach wohnen 2 junge
Frauen, Freunde der Familie, Nina 19 Jahre (studiert und hat hier ihr
Quartier) und Sophie, Mitte 30, arbeitet für einige Zeit in
einem
Reisebüro . Renata ist die Putzfrau, die kommt jeden Tag
für
5 Stunden ins Haus. Für uns ist kaum etwas zu tun. Haben die
ersten beiden Tage viel zusammen verbracht und uns kennen gelernt. Ab
18.1. ist Madame mit Ihrem Mann nach Genf gereist und sie kommen erst
am Mittwoch nächster Woche zurück. Wir haben Zeit,
Paris
kennen zu lernen. Freuen uns schon auf wärmeres Wetter auf der
Dachterrasse mit tollem Blick auf Eiffelturm bei Nacht. Das Wohnmobil
steht ca. 1 Std. Fahrtzeit nähe Versailles in einem kleinen
Ort,
gut untergebracht, in einem Innenhof. Die Familie hat dort noch ein
Haus, in dem sie früher gewohnt haben. Z.Zt. wohnt ein Ehepaar
mit
zwei Kindern dort in einem Seitenflügel und verwaltet das
Gebäude (sehr nette Leute), das leersteht und Madame und Uwe
wohnen dort immer mal wieder "auf dem Land". Und evtl. fliegt das Paar
Mitte Februar nach Florida zu Freunden, dann wären wir wieder
alleine :-) Jedenfalls kommt die Putzfrau auch,
wenn
Familie ausgeflogen ist, Madame sagt: "sie braucht das Geld", ja so ist
das hier. Und dabei nicht großkotzig, sehr angenehmes Klima
hier.
Fuhren
mit Madame im Golf mit (der Smart steht in der winzigen Garage) mitten
durch Paris, Madame fuhr als Linksabbiegerin gegen drei Fahrspuren an
und gewann den Zweikampf mit unzähligen Taxis, und dabei das
Handy
am Ohr, ziemlich ungewohnt, diese extreme Nähe zu den anderen
Autos :-)
Wir
haben eine kleine schnuckelige Erdgeschoßwohnung (Herd,
Kühlschrank usw) mit Blick auf die älteste Pariser
Brücke (Pont Neuf), wir sind mitten auf der Insel und rechts
und
links von uns fließt die Seine. Fast von jedem Zimmer aus hat
man
den Blick auf Seine, Louvre, Kaufhaus Samaritaine (inzw. geschlossen
wg. Brandschutzmängel, kommt wohl ein Hotel rein).
Kein
Wort wurde darüber gesprochen, wie lange wir bleiben
können/wollen. Wir warten ab und Madame wohl auch. Mal sehen,
was
passiert, wenn sie wieder im Hause sind. Auf jeden Fall haben wir vor,
die nächsten Tage voll zu genießen. Wir fragen uns
oft, zu
was wir eigentlich hier sind (wir meinen damit: was können wir
für die Familie tun).
Der
Patient hat Bankkaufmann gelernt und sich selbst hochgeschafft aus
kleinen Verhältnissen. Bei einer Bank in Deutschland hat er
gelernt und nach einiger Zeit hat ihn die Bank gefragt, ob er eine
Fondsabteilung einrichten möchte, er hatte die Wahl: New York,
Paris, London. Er wählte Paris. Er muss also eine tolle
Leistung
vorher schon erbracht haben (war aber damals auch eine ganz andere
Zeit). Dann lebten sie auf dem Landsitz nähe Versailles, den
sie
heute noch haben. Einige Zeit später hat er seine eigene
Fondsverwaltungsfirma gegründet, dann sind sie nach Genf
gezogen
in eine 300qm Mietwohnung, wo heute noch der eine Sohn von ihnen lebt,
er führt die Fa. seines Vaters weiter, ist Jurist. Der andere
Sohn
ist Fotograf, lebte in New york jetzt ebenfalls in Genf. Der
Ernährer der Familie ist nun Alzheimerpatient, schlimmer
Schicksalsschlag. Die Erkrankung schlägt in erster Linie auf
die
Sprache. In diesem Fall ist der Krankheitsverlauf eher langsam. Das
Problem ist natürlich, dass er zum größten
Teil nicht
versteht, was man ihm sagt und man ihm beim Anziehen usw
behilflich sein muß. Beim Essen fällt auch
einiges
daneben. Aber sonst ist er ein friedlicher, freundlicher
älterer
Herr zum gern haben, der meist sympathisch lächelt.
Wir
können täglich E-Mails abrufen; es wird noch daran
gearbeitet, dass der W-LAN-Zugang des Hauses auch
für uns
unten in unserer Wohnung funktioniert, dazu nochmals vielen Dank an
Roland und Uli aus Graz. Ab heute funktioniert wenigstens der Zugang
mit LAN-Kabel.
Hier
in Paris waren anfangs 10° plus, im Moment eher 0°. Und
Paris
ist ziemlich teuer, das ist für uns nix neues, aber hier im 1.
Arrondissement ist es besonders schlimm, es wohnen viele relativ reiche
Leute hier, kaum Konkurrenz für Lebensmittelläden.
Restaurants und Brasserien, Cafes usw gibt es unendlich, hier gleich in
der Nähe ist die "Fressgasse", aber
Einkaufsmöglichkeiten
eher wenige, ist ja auch das Problem mit dem parken. Und sehr viele
kleinere Hotels wo vornehmlich Amerikaner absteigen, die zahlen ohne
nachzudenken. Ein Milchkaffee unter 4,30 Euro ist schon
günstig.
Dafür sparen wir ja die Unterkunft :-)
Wir
hoffen, wir haben euch nicht gelangweilt mit unserem "Bericht", aber
vielleicht ist es auch für euch interessant, was sich aus
einer
kleinen Anzeige in einem Käseblatt so entwickeln kann, wenn
man
die Chance nur nutzt. Allerdings mussten wir auch hartnäckig
das
Ziel verfolgen und uns nicht behindern lassen: zuerst hat der Mieter
von Heike´s Haus beschlossen im April nach Kanada
auszuwandern
und dann hat auch noch die Fussbodenheizung seit kurzem einen
großen Defekt, das Haus ist ja von unserem normalen Wohnort
650km
entfernt, wir konnten das aber bis jetzt von hier aus managen auf
Teufel komm raus.......
Jedenfalls
hat sich unsere anfängliche Skepsis total gelegt, es ist
einfach
nur schön hier und wenn es erst noch etwas wärmer
wird....
jaja der Frühling in Paris....
Und
sollte es sich herausstellen, dass wir nicht "mehr" gebraucht werden,
dann hatten wir wenigstens ein paar schöne Tage hier.
Übrigens, bei den Hauptsehenswürdigkeiten bemerkten
wir fast
keinen Unterschied zur Hauptreisezeit, was die Zahl der Touristen
angeht, in Japan dürfte nur noch eine Handvolle Einheimische
leben
zur Zeit :-)