Ich bin seit einiger Zeit Mitglied im Camperboard: www.camperboard.de
Darin las ich einen bemerkenswerten Bericht vom Mitglied daf43
über das campen (aber nicht nur!) in Frankreich.
Das ist evtl. auch für die Leser dieses Berichtes interessant(?).
Er hat mir den Abdruck erlaubt:
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BERICHT von daf43 vom CAMPERBORD:
Hallo,ich habe mal versucht, meine
Meinung über Frankreich niederzuschreiben. Neulinge wird es
vielleicht interessieren, Frankreichkenner werden manches anders sehen.
Thema: Camperland Frankreich
In Frankreich ist Camping eine
Lebenseinstellung wie vielleicht nur noch in den Niederlanden.
Entsprechend findet sich hier die höchste Campingplatz -Dichte in
Europa.
Campingplätze
Praktisch jeder Ort hat seinen
städtischen Campingplatz (Camping Municipal), daneben gibt es
natürlich eine fast unüberschaubare Menge privater
Campingplätze.
Die Campings Municipal sind von
schlicht bis gut ausgestattet, immer preiswert und blitzsauber gehalten
und liegen zumindest im Landesinnern meist romantisch auf
parkähnlichem Gelände mit viel Platz.
Die einfachsten Plätze haben
oft nur in der Hauptsaison geöffnet (siehe dazu „Michelin
Guide Camping Caravaning France“).
Die privaten Plätze sind
besonders am Meer und in touristisch erschlossenen Gegenden zu finden,
wie überall in Europa. Seit einigen Jahren wird auch hier die
Infrastruktur dem „Wunsch der Camper“ nach Badelandschaften
mit Riesenrutsche und Animation nachgegangen. Die großen
Plätze haben darüber hinaus ihr Kontingent an Mobilheimen
drastisch ausgebaut. Ob man sich auf solchen Großplätzen
noch wohl fühlt, bleibt jedem selbst überlassen.
Dafür gibt es relativ wenig
Dauercamper. Viele Franzosen lassen jedoch ihren Wohnwagen auf
Abstellplätzen in der Nähe des Campingplatzes stehen
(„Garage mort“), da sie im nächsten Jahr wieder hier
her kommen.
Die meisten Franzosen sind nicht
besonders reisefreudig, sie verbringen am liebsten ihre 3 Wochen Urlaub
- oft betrieblich bedingt in der Hauptsaison - auf einem Platz am Meer
oder am See. Entsprechend voll sind die Plätze.
In der Hauptsaison - von 14. Juli
bis Mitte/Ende August - geht nichts ohne Reservierung, allerdings nur
am Meer. Bereits 10 -20 km im Landesinnere findet man eigentlich immer
Platz. Wenn man ohne Kinder unterwegs ist, kann man von dort aus ebenso
die Gegend erkunden und zum Schwimmen fährt man halt mal vor ans
Meer und parkt auf einem (kostenpflichtigen) Parkplatz.
Die Franzosen sprechen kaum
Fremdsprachen, außer im Elsass, wo deutsch problemlos verstanden
wird (die Jugend in den elsässer Städten versteht es
allerdings kaum noch, eher englisch, wie in anderen Teilen
Frankreichs). Deshalb ist es hilfreich, wenigstens ein paar Worte
französisch zu beherrschen.
An der „reception“ der
internationalen Plätze spricht oder versteht man meist auch
einfaches deutsch, zumal viele Plätze holländische Besitzer
oder während der Saison holländisches Personal haben.
Leben auf dem Campingplatz
Die Franzosen haben auf dem
Campingplatz einen familiären Rhythmus, d.h. die Großeltern
sind oft auch noch dabei. Die Mutti macht das Frühstück, dann
spült sie ab, dann wird das Mittagessen vorbereitet und ausgiebig
gegessen. Nach dem Abwasch wird der Nachmittagskaffee zubereitet und
dann das Abendessen: Außer dass Papa mal grillt und Angeln geht,
bleibt die ganze Arbeit bei der Frau (sicher sehr verallgemeinert, aber
doch noch häufig zusehen).
Im Vergleich zu anderen
„Südländern“ findet das Campingleben trotz der
vielen Menschen überraschend leise statt. Die Franzosen sind zwar
Individualisten, d.h. sie leben ihr eigenes Camperleben, aber das ganze
läuft sehr ruhig ab. Man trinkt zwar seinen Wein, ist aber nicht
besoffen.
Im Landesinnere sind neben den
Franzosen die Holländer wohl die häufigsten
Campinggäste, daneben auch Engländer und ein paar Deutsche,
die mit verklärtem Blick für „ihre Provence“,
für „ihr Perigord“ schwärmen (so einer wie
ich!!!).
Die Deutschen sind dagegen am Meer stärker vertreten, sie bevorzugen die Spitzenplätze.
.
Verkehr
Die Straßen in Frankreich
sind bis hin zu den kleinsten Nebenstraßen in sehr gutem Zustand,
Feld- und Waldwege sind fast immer ohne Sperrschilder, tolle Chancen
für schöne Picknick-Plätze.
Frankreich ist etwa 1,5 mal so
groß wie Deutschland und hat nur knapp 50 Mio Einwohner. Die
Masse der Einwohner ballt sich zudem in den Großräumen
Paris, Lille/Roubaix, Lyon, Toulouse, Bordeaux und Marseille. Der
„Rest“ des Landes ist überraschend dünn
besiedelt. Beim Fahren über Land gibt es deshalb durchaus auch
eintönige Passagen über Feld-,Wald- und
Wiesen-Hügellandschaft.
Die recht teuren Autobahnen sind
bis auf die Ballungszentren im Vergleich zu Deutschland verkehrsarm. Da
es keine speziellen Geschwindigkeitsbegrenzungen für WoWa und WoMo
gibt, kommt man sehr zügig vorwärts. (Limit auf Autobahnen
130 kmh/bei Regen 110 kmh, sonstige Straßen 90 kmh/ (80) und in
den Ortschaften natürlich 50).
Achtung auf Seitenwind beim
Passieren der Autobahnbrücken! Es hängen aber
„Windbeutel“ da, die Windrichtung und Windstärke
erkennen lassen.
Die Franzosen sind meist etwas
zügiger unterwegs, ohne zu rasen. Man muss aber jederzeit damit
rechnen, dass ein altes Bäuerlein mit Uralt-Citroen ein- oder
abbiegt, plötzlich anhält usw.. Man soll darauf weich
reagieren, ausweichen, leicht bremsen, keine Hektik und nicht hupen
oder schimpfen. Macht man nämlich selbst mal einen Fehler,
reagiert der Franzose ebenso verlässlich und gelassen, er beharrt
nicht auf seinem Recht. Ich fühle mich dort wohl im Verkehr.
Der Hauptverkehr spielt sich auf
den Nationalstraßen (RN) ab. Entsprechend hoch ist das
Verkehrsaufkommen, insbesondere deshalb, weil die französischen
LKW-Fahrer ihre inländischen Transporte bevorzugt über diese
Straßen abwickeln.
Will man als Fahrer eines
Campingfahrzeuges zügig vorankommen, müsste man ständig
überholen, was bei den meist kurvigen und hügeligen
Straßen nicht ungefährlich ist. Fährt man langsamer,
hängt sofort ein LKW im Rückspiegel, der bei nächster
Gelegenheit mit Gewalt überholt, dann taucht schon der
nächste auf.
Deshalb meine persönliche
Empfehlung: Wenn man zügig vorankommen will, trotz der Maut die
Autobahn benutzen. Wenn man bummeln will, die RN meiden und auf
Nebenstraßen fahren.
Essen in Frankreich
Essen gehen in Frankreich war
schon immer merklich teurer als bei uns. Das hat sich seit der
Euro-Einführung eher noch verstärkt (obwohl heute oft noch
auf der Speisekarte der Preis in FFR mitgeführt wird). Das hat
bewirkt, dass in Touristenorten - selbst in den Häfen der Bretagne
usw., wo die Franzosen weit in der Überzahl sind - eine Vielzahl
von netten Restaurants in Pizza-Restaurants umfunktioniert wurden, weil
sich niemand mehr ein schönes Menu leisten will und kann
(natürlich gibt es Ausnahmen, man findet immer noch gute
Restaurants, auch zu akzeptablem Preisen, aber man muss ganz schön
suchen).
Deshalb mein Tipp:
Für einfaches, schmackhaftes
Essen: In kleineren Ortschaften gibt es immer ein Restaurant, wo die
örtlichen Handwerker und Geschäftsleute ihr Mittagessen
einnehmen. Meist wird nur ein Tagesmenü angeboten (mit Variation
der Vorspeise und des Nachtischs), allerdings reichliche Portionen
für um 10 €, teilweise mit Tischwein inclusive.
Es gibt auch noch die typischen
Fernfahrerkneipen (RelaisRoutier), aber deren Menüpreis gibt es
nicht für Touristen, ich bevorzuge deshalb die oben genannte
Möglichkeit.
Für gemütliches
Abendessen: Da gehen wir in ein Restaurant der Hotelkette „Logis
de France“. Bis jetzt haben wir immer für noch akzeptablen
Preis wunderbare Menüs erhalten, dazu einen tollen „vin du
Patron“.
Einkaufen
Die meisten Camper verpflegen sich
allerdings aus dem Supermarkt. Eigentlich bin ich ja gegen das
Einkaufen im Supermarkt, sondern bevorzuge kleine
Metzgereien/Bäckereien/Gemüsegeschäfte. Die
Supermärkte haben sich aber so stark durchgesetzt, dass die
kleinen Geschäfte auf dem Dorf immer mehr ins Hintertreffen
geraten und wegen geringem Umsatz kaum noch frische Ware haben.
Wenn man dagegen das Angebot an Frischfleisch oder die Fischtheke im Supermarkt sieht, das ist oft toller als in Deutschland.
Während der
Öffnungszeiten der Supermärkte kann man dort auch preiswert
tanken, mit größerem Preisvorteil als bei uns (nicht an
Sonn- und Feiertagen).
Preise: Brot, Fleisch, Fisch und
andere Grundnahrungsmittel sind eher billiger als in Deutschland. Dosen
und Halbfertiggerichte aus der Rotisserie (Feinkost) oder Patisserie
(Konditor) sind empfindlich teuer (aber guuuut).
Das geliebte Baguette wird morgens und noch mal nachmittags frisch gebacken.
Nach wie vor zu empfehlen ist der
Besuch von Wochenmärkten in Kleinstädten. Zu normalen Preisen
kann man regionale Produkte einkaufen, es geht noch sehr
„altmodisch“ zu.
Mein Lieblingsplatz
Den gibt es nicht, da es zu viele
schöne gibt. Trotzdem möchte ich einige nenne, die ich in
letzter Zeit besucht habe und an die ich mich gerne erinnere
“le Soleil“, in Argeles Plage (südlich von Perpignan), .
„Les Terasses du Perigord“ bei Sarlat-la-Caneda (Dordogne)
„Le Bois Pastel“ in Cancale (Bretagne bei St. Malo)
Municipal „l’Oclède“ in Royat bei Clermont-Ferrand (Massif Central)
„Du Domaine“ in Le Lavandou-Faviére (Cote d’Azur)
„Carpe Diem“ in Vaison-la-Romaine (Provence)
„L’Arche“ in Anduze am Gardon (Languedoc)
Municipal le Vallon de l’Ehn“ in Obernai (Elsass)
Fazit: Da ich schon alle
Länder Europas bereist habe und in den meisten entweder
Campingplätze besichtigt habe oder gecampt habe, erlaube ich mir
eine Meinung: „Frankreich ist für Camper das schönste
Reiseland in Europa“.
daf
++++++++++++++++++++
Hallo daf43, bin gerade beim stöbern über deinen Bericht über Frankreich gestolpert, Klasse
Habe
gelesen das du auch schon auf dem Platz L’Arche“ in Anduze
am Gardon warst, dies ist auch unser Reiseziel Ende August.
Hab
meine Informationen über diesen Platz hauptsächlich aus dem
Internet. Wäre toll, wenn du mir deinen Eindruck schreiben
könntest, denn die besten tipps kommen doch von erfahrenen
Campern..
++++++++++++
uns hatte ein Camperfreund auf den
schönen Platz aufmerksam gemacht. Der Platz liegt in einem relativ
engen Taleinschnitt und geht terassenförmig hinunter bis zum
Gardon. Auf dem Platz stehen ausreichend Bäume, ich würde ihn
als mindestens halbschattig bezeichnen. Der Fluss, eher ein Bach,
durchfließt genau am Platz eine schluchtartige Felsenlandschaft.
Das Wasser ist gestaut und es bilden sich tolle Badebuchten zwischen
den Felsen, wo es sich auch schwimmen lässt.
Nach Anduze kann man am Fluss
entlang (Fahrweg) in den 3 km entfernten Ort Anduze laufen. Durchs Tal
fährt eine historische Eisenbahn. Oberhalb des CP befindet sich
ein kleines Hotel (gehört zur Vereinigung "Logis de France") mit
toller Küche und schöner Aussichtsterrasse. Die bieten sogar
ein "Campermenu" an.
Insgesamt ist die Gegend sehr
ländlich und absolut ruhig, man kann von dort aber einige nette
Dörfer und Städtchen besuchen.
Im September 2002 hatten wir einen
längeren Urlaub an diesem Platz geplant. Leider gab es zwei Tage
vor unserer Ankunft ein so schlimmes Unwetter, dass die ganze Gegend
zerstört war. Der Bach Gardon war kurzfristig ca. 10 m hoch
angeschwollen und hat alles mitgerissen, was im Wege war. Bäume,
Häuser, Wohnwagen und Brücken. Über das Unwetter, das
auch in Ales, Bagnols sur Ceze und viele andere Orte großen
Schaden anrichtete und auch Tote verursachte, gab es in Deutschland nur
eine kurze Notiz.
Warum ich das sage? Trotz des
ungemein schnell heranziehenden verheerenden Unwetters ist es der
Campingplatzleitung gelungen, noch vor Ankunft der Flut die
gefährdeten unteren Terassen zu räumen. Es wurde kein WoWa
mitgerissen. Allerdings waren die unteren Terassen, ein
Sanitärgebäude und das Restaurant zerstört. Wir sind
deshalb bald weiter gereist.
Inzwischen hat man alles
renoviert, der Platz, das Sanitärgebäude und das Restaurant
sind neu bzw. renoviert, alles wieder so schön wie früher.
In der Provence gab es in den
letzten Jahren, besonders im Frühjahr und im Herbst, noch weitere
schlimme Unwetter. Alle waren nur auf einige Quadratkilometer begrenzt,
dort gab es aber meterhohe Überschwemmungen.
Deshalb meiden wir (nicht nur in
der Provence) die idyllischen Stellplätze direkt am Wasser und
suchen uns lieber einen etwas erhöht liegenden Platz. Aber nicht
verrückt machen lassen! Die Provence lieben wir noch immer und
werden sie wieder und wieder besuchen.
daf
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